Jeden Nachmittag nahm Pater Pio ausschliesslich den Männern die Beichte ab. Nachdem bereits einige gebeichtet hatten, kam ein ungefähr vierzigjähriger Mann, mit dem er ein bisschen länger redete. Plötzlich hörte ich ihn ganz deutlich sagen: „Entweder gehst du weg oder ich gehe!“ Ich befand mich unter dem Türrahmen der Sakristei und wartete, bis ich an die Reihe kam. Ich machte einige Schritte nach vorne und sah, wie Pater Pio leider sichtlich unzufrieden aufstand, um wegzugehen. Ich wollte mich ihm sofort nähern, um ihn zu grüssen. Er drehte jedoch sogleich den Kopf zu mir, schaute mich an und gab mir mit den Augen ein Zeichen, mich um den armen Mann zu kümmern, der immer noch im Beichtstuhl kniete.
Ich näherte mich Pater Pio nicht mehr weiter, um ihm die Hand zu küssen, sondern ging sofort zu diesem Mann, der in meine Arme fiel. Er war kurz davor, ohnmächtig zu werden. Ich umarmte ihn, versuchte ihn etwas aufzumuntern und nur mit Mühe gelang es mir, ihn hinauszuschleppen. Ich kannte natürlich nur das Ende des Gesprächs, aber nicht den Inhalt der Beichte. Schwer atmend sagte er: „Es geht mir schlecht. Pater Pio hat mich weggejagt, weil ich nicht in die heilige Messe gehe. Ich habe ihm erklärt, dass ich ein Herrenfriseur bin. Sonntags arbeite ich und kann die heilige Messe nicht besuchen. Er sagte mir, dass ich alles nur Mögliche tun solle, um der heiligen Messe beizuwohnen. Ich dagegen beharrte darauf, dass es mir nicht möglich sei. Schlussendlich ist er aufgestanden und weggegangen. Ich fühle mich so elend!“
Ganz sanft begann ich, ihn zu beruhigen, um ihn etwas zum Nachdenken zu bringen. Ich versuchte, ihm nicht nur die Schwere der Sünde aufzuzeigen, sondern mehr noch seinen Widerstand dagegen, sein Verhalten zu ändern. „Pater Pio konnte deine Ausreden nicht gutheissen“, sagte ich ihm, „denn diese führten dazu, dein verkehrtes Verhalten nur noch tiefer in dir zu verwurzeln und ausserdem zeigtest du keine Anzeichen dafür, dass du dein Unrecht einsehen und einen Vorsatz zur Besserung fassen würdest. Das Ziel dieser drastischen Massnahme Pater Pios war, dich aufzurütteln, damit dir einerseits die Schwere der Sünde bewusst wird und damit du andererseits um jeden Preis eine Lösung für das Problem suchst.“
Der Friseur verstand sofort. Während wir gemeinsam überlegten, kam er zu dem Entschluss, an Sonn- und Feiertagen den Friseurladen eine Stunde später zu öffnen, damit er jeweils am Morgen früh die heilige Messe besuchen konnte. Er legte die Lösung Pater Pio vor, der ihm voller Liebe die Lossprechung erteilte. Jener Mann sagte mir bei seiner Abreise: „Ohne diesen harten Schlag hätte ich die Bedeutung der heiligen Messe nie verstanden und noch viel weniger hätte ich mich zu einem Opfer entschlossen, um dieser beiwohnen zu können.“
Don Pierino Galeone
Papst Benedikt XVI: Im Busssakrament anerkennen wir, dass wir immer wieder Vergebung brauchen und dass Vergebung Verantwortung ist. Im Menschen ist vom Schöpfer her die Bereitschaft zu lieben da und die Fähigkeit, im Glauben Gott zu antworten. Aber es gibt von der sündigen Geschichte des Menschen her (die kirchliche Lehre spricht von der Erbsünde) auch die umgekehrte Tendenz zur Liebe – die Tendenz zum Egoismus, zur Selbstverschliessung, ja, zum Bösen. Immer wieder wird meine Seele verschmutzt durch diese nach unten ziehende Schwerkraft, die in mir da ist. Deshalb brauchen wir die Demut, die immer neu Gott um Vergebung bittet; die sich reinigen lässt und die die Gegenkraft, die positive Kraft des Schöpfers in uns aufweckt, die uns nach oben zieht. (Ansprache 22. Dezember 2011)
Ich näherte mich Pater Pio nicht mehr weiter, um ihm die Hand zu küssen, sondern ging sofort zu diesem Mann, der in meine Arme fiel. Er war kurz davor, ohnmächtig zu werden. Ich umarmte ihn, versuchte ihn etwas aufzumuntern und nur mit Mühe gelang es mir, ihn hinauszuschleppen. Ich kannte natürlich nur das Ende des Gesprächs, aber nicht den Inhalt der Beichte. Schwer atmend sagte er: „Es geht mir schlecht. Pater Pio hat mich weggejagt, weil ich nicht in die heilige Messe gehe. Ich habe ihm erklärt, dass ich ein Herrenfriseur bin. Sonntags arbeite ich und kann die heilige Messe nicht besuchen. Er sagte mir, dass ich alles nur Mögliche tun solle, um der heiligen Messe beizuwohnen. Ich dagegen beharrte darauf, dass es mir nicht möglich sei. Schlussendlich ist er aufgestanden und weggegangen. Ich fühle mich so elend!“
Ganz sanft begann ich, ihn zu beruhigen, um ihn etwas zum Nachdenken zu bringen. Ich versuchte, ihm nicht nur die Schwere der Sünde aufzuzeigen, sondern mehr noch seinen Widerstand dagegen, sein Verhalten zu ändern. „Pater Pio konnte deine Ausreden nicht gutheissen“, sagte ich ihm, „denn diese führten dazu, dein verkehrtes Verhalten nur noch tiefer in dir zu verwurzeln und ausserdem zeigtest du keine Anzeichen dafür, dass du dein Unrecht einsehen und einen Vorsatz zur Besserung fassen würdest. Das Ziel dieser drastischen Massnahme Pater Pios war, dich aufzurütteln, damit dir einerseits die Schwere der Sünde bewusst wird und damit du andererseits um jeden Preis eine Lösung für das Problem suchst.“
Der Friseur verstand sofort. Während wir gemeinsam überlegten, kam er zu dem Entschluss, an Sonn- und Feiertagen den Friseurladen eine Stunde später zu öffnen, damit er jeweils am Morgen früh die heilige Messe besuchen konnte. Er legte die Lösung Pater Pio vor, der ihm voller Liebe die Lossprechung erteilte. Jener Mann sagte mir bei seiner Abreise: „Ohne diesen harten Schlag hätte ich die Bedeutung der heiligen Messe nie verstanden und noch viel weniger hätte ich mich zu einem Opfer entschlossen, um dieser beiwohnen zu können.“
Don Pierino Galeone
Papst Benedikt XVI: Im Busssakrament anerkennen wir, dass wir immer wieder Vergebung brauchen und dass Vergebung Verantwortung ist. Im Menschen ist vom Schöpfer her die Bereitschaft zu lieben da und die Fähigkeit, im Glauben Gott zu antworten. Aber es gibt von der sündigen Geschichte des Menschen her (die kirchliche Lehre spricht von der Erbsünde) auch die umgekehrte Tendenz zur Liebe – die Tendenz zum Egoismus, zur Selbstverschliessung, ja, zum Bösen. Immer wieder wird meine Seele verschmutzt durch diese nach unten ziehende Schwerkraft, die in mir da ist. Deshalb brauchen wir die Demut, die immer neu Gott um Vergebung bittet; die sich reinigen lässt und die die Gegenkraft, die positive Kraft des Schöpfers in uns aufweckt, die uns nach oben zieht. (Ansprache 22. Dezember 2011)